Fahrbericht Rolls-Royce Phantom Drophead Coupé – Unterwegs im Sternenschiff

Hamburg 2010

Nachts, mitten in Hamburg. Hafen, Hafencity, Speicherstadt. Leere Strassen, ein paar Taxifahrer sprechen in ihr Mikro, drehen sich um. 180 Grad, fahren noch mal vorbei, schauen, Daumen hoch. Sie werden erzählen, vom "Rolls", mit englischer Nummer, das Steuer trotzdem links. Sie werden seine Größe erwähnen, seine Ruhe. Wie ein Raumschiff, mit einem geheimen Antrieb. Kein Motorengeräusch, keine erkennbare Anstrengung. Vorn zwischen Frontscheibe und Kühlergrill die matt-sibrige Haube. Wie eine Landebahn. Davor, gerade aus dem Hangar gestiegen, die Skulptur, silbern, still und trotz ihrer ausgebreiteten Schwingen in aller Ruhe dahin gleitend. Jeden Moment auskostend, aufmerksam und doch abwesend. So, als zöge die kleine Figur den grossen Wagen. Mühelos, selbstverständlich und sehr grazil.

Ein Kleinwagen fährt vorbei, wird abgebremst, beschleunigt um nach vielleicht einhundert Meter Wegstrecke wieder umzukehren. Er bremst noch einmal kurz vor dem Phantom, rollt vorbei, zwei junge Männer schauen aus dem Dunkel des Innenraumes, sie sprechen miteinander und schauen sich dabei nicht an. Als der Kleinwagen vorbei fährt, in der Nacht immer kleiner wird, blitzen die Bremsleuchten auf. Der Wagen wird schneller, dreht nach geschätzten zweihundert Metern ab und kehrt wieder zurück. Das Spiel beginnt noch einmal. Langsames Rollen, neugierige Blicke und abschließendes Beschleunigen. Dann verschwindet der Wagen zwischen den Strassenlaternen und den dunklen Gebäuden.


Weiterfahrt, vorbei am Koloss von Hamburg, der Elbphilharmonie. Das gigantische Gebäude wirkt wie der Rohbau eines modernen Kühlturmes. Ein Monument während seiner Geburt, dessen Leben noch nicht begonnen hat, das aber die Gemüter in Hamburg erhitzt. Der Rolls-Royce zieht weiter seine Bahn, vorbei an Hafenbecken, draussen werkeln Kräne, Gabelstapler nehmen Kisten auf, Vierzigtonner holen Container ab, bringen sie weit weg. All dies geschieht ohne Worte, ohne Gesänge von Maschinen und Antrieben. Hier unter dem Sternenbanner ist Ruhe, wie in einem Stummfilm ohne Begleitmusik.


Zurück in Hamburg, zwischen Bürolimousinen, Herbstfarben und dem alltäglichen Drang eine möglichst kurze Verbindung zweier Punkte auf dem Stadtplan zu finden. Jede Ampel eine Chance auf einen Blick. Daumen ragen in die Höhe, Kommunikation entgegen aller Gewohnheit. Neid? Relativierung? Anerkennung! Lob! Genuss! Wünsche! Traum!


Zeit für Gedanken, Augenblicke, Getuschel und Gekicher. Es gibt Orte, die motivieren, Momente die Neugier wecken. Das Coupé steht am Rand, Radfahrer, Jogger und Aktentaschenträger hetzen vorbei. Die Alster ist leer, die letzten Segelboote werden auf den Winterschlaf vorbereitet. Über dem Rolls-Royce verliert ein Baum rote Blätter, eines davon legt sich auf den Wagen, um gleich mit dem nächsten Windzug auf die Reise zu gehen. In diesen Momenten steht die Zeit still, der Rolls-Royce wird zur Bühne, zum Objekt, zur Kulisse mit fast surrealen Zügen. Zwischen anderen Autos mit weit weniger ausladenden Formen, weniger grossen Rädern oder kleineren Türgriffen, steht die geflügelte Dame ganz vorn auf dem Kühlergrill wie eine Feldherrin oder eine Anführerin.


Die technischen Daten laut Hersteller:

Gebaut: 2007 bis 2016

Motor: V12 BiTurbo 

Gesamtleistung: 338 kW / 460 PS

Drehmoment: 720 Nm

Antrieb: Hinterräder

Getriebe: 6- oder 8-Gang Automatik ZF

Maße:

Leergewicht: ca 2.620 kg

Länge: 5.609 mm

Breite: 1.987 mm

Höhe: 1.592 mm

Radstand: 3.320 mm

Tank: 100 l

Fahrleistungen/Verbrauch

Top Speed: 250 km/h

0-100 km/h: 5,8 s

Verbrauch kombiniert: 18,9 l/100 km

Preis in Deutschland: ab 440.000 Euro inkl. Steuer 


Fotos: Rolls-Royce Motorcars 



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