Echt oder Duplikat? Wenn der Klassiker einen Stiefbruder hat

Einen 300 SL Roadster Baujahr 1961 soll es gleich zweimal geben. Welcher das Original oder die Kopie ist, wird untersucht. Staatsanwälte ermitteln gegen einen bekannten Händler und wieder einmal stellt sich die Frage, wie kaputt ist der Klassiker-Markt?

Vermutet wird es schon lange, aber bisher fehlen oft die Beweise. Es geht um gefälschte Oldtimer, meist teure oder sehr teure Exemplare, die entweder durch den Händler selbst oder den Besitzer in Umlauf gebracht wurden. Dabei werden die Methoden der Betrüger immer professioneller, selbst renommierte Experten können nur mit sehr aufwändigen Methoden den Betrug erkennen. Ganz aktuell steht das Unternehmen Kienle Automobiltechnik GmbH aus Stuttgart im Fokus der Ermittlungen des Landeskriminalamtes Baden Württemberg. Es geht um zwei Mercedes-Benz 300 SL Roadster, lackiert in der Farbe „Phantasiegelb“ (Farbcode DB658), die jeweils mit der selben Fahrzeugidentifikationsnummer versehen sind. Der Geschäftsführer Klaus Kienle äußerte sich in einer Pressemitteilung zu den Vorwürfen und beteuerte seine Unschuld. 


Das LKA teilt hierzu mit: „Der Verdacht lag nahe, dass diese Firma von lange nicht gehandelten Oldtimern professionelle Dubletten fertigte und verkaufte. Das LKA BW übernahm in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart das Verfahren“


Ob sich der Verdacht erhärtet und entkräftet werden kann, auf alle Fälle stellt er wieder einmal einen Weckruf dar, der uns klar machen muss, dass es ohne Kompetenz teuer und frustrierend werden kann. 


Der Fall Kienle zeigt wieder einmal, dass die Branche seit Jahrzehnten ein Problem hat, welches auch unsere Marken betrifft. Aus drei Autos wird ganz plötzlich eins. Zwei Nummern bleiben übrig und daraus werden unverhofft zwei neue Klassiker, deren Originalität nur noch am linken Außenspiegel festzumachen ist. Hersteller vergeben Zertifikate, die teuer und oft wertlos sind. Gutachten kosten ein Vermögen und der Käufer steht am Ende vor einen schönen und nagelneuen Klassiker. 


Deshalb gilt: Vor dem Kauf, die Historie des Fahrzeuges so exakt wie möglich recherchieren. Unbedingt fachlichen, neutralen Rat einholen. 

Foto: Kienle Pressefoto

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