Fahrbericht Rolls-Royce Ghost: Luxus ohne Chauffeur

Man fährt, man erlebt, man genießt, man träumt und man steckt mit ihm unter einer Decke. Einen Ghost kann man chauffieren, lenken, treiben, hetzen, laufen lassen, inhalieren und stehen lassen. Aussteigen und umrunden, beobachten, messen, schätzen, bewundern und entdecken. All´ dies kann man in einem Augenblick tun. Eine Sekunde oder ein paar Stunden reichen aus. Klischee oder Wahrheit, Realität oder Traum. Ganz Oben oder ganz weit weg. Rolls-Royce bewegt immer und überall.

Von München nach Saalbach-Hinterglemm im Sommer. Der Schnee ist weit weg, kaum noch zu sehen, riechen kann man ihn. Die krummen Strassen zwischen oder in den Bergen sind nun keine Rutschbahnen mehr. Keine Stöcke am Rand, die den Unterschied zwischen Asphalt und Schneedecke messen. Grüner wird´s nicht. Wozu eine Start-Stopp-Automatik? Keiner hört´s, keiner merkt´s. Zwölf Zylinder im Vorbeiflug, ein E-Mobil könnte nicht leiser sein. Tür zu, Softclose, swwwft. In München wird gehupt, gewartet, geheizt, gehetzt. British ist das nicht. Botschafter müsste man sein. Für den Trend zur Waftability. Höflichkeit auf Rädern, vornehm, gelassen und souverän. Ein Ghost kann das. Rolls-Royce kann das.


Wenn man zum ersten Mal hinter dem Steuer eines Rolls-Royce sitzt, ganz gleich welches Modell, ganz gleich welche Ära, werden Gedanken und Emotionen eins. Traditionen, Bilder, Filme, Bücher und Erwartungen sind immer dabei. Man setzt sich keine Krone auf, kein Zepter in der Hand, keine Superlative. Der Schnellste, der Teuerste, der Modernste. Nein. Der Echte.


Eine Dame gleitet dahin, man könnte ihr Kleid im Wind sehen, ihre Haare, ihre Augen, wie sie in den Kurven nach links und rechts schaut, aufpasst und der gute Geist ist. Immer im Blick, deutlicher als das HeadUp-Display in der Scheibe, besser als jedes Navi, klassisch und immer up to date. 


Wenn Füße mit Teppichböden reden, Hintern mit Leder kuscheln, Hände Holz streicheln und Augen aus dem Fenster sehen, wenn unter einem der Asphalt hindurch gleitet, Kurven immer leicht und locker laufen und man im Rückspiegel immer irgendwie ein Lächeln sieht. Dann kann aus München aus ganz schnell New York, L.A. oder London werden. Ich nenne den Ghost manchmal auch Illusionist. So, wie ein Lamborghini einen auf die Rennstrecke zaubert, ein guter Wein das Zuhause in ein Spitzenrestaurant verwandelt oder die Musik von Frank Sinatra aus einem Kopfhörer eine Musikbox der 50er Jahre machen kann, so kann dieser Rolls-Royce aus einer Strasse einen Boulevard machen. Wenn man will. Er kann natürlich auch Kilometer verspeisen, den Vorplatz der Oper zieren, den Dooman am Grand Hotel erfreuen und morgens um vier, wenn die Sonne gerade den Horizont erklimmt, eine leere Autobahn oder eine feine Küstenstraße beleben. Wie auch immer, die Fahrt von München endete an einem Wasserplatz. Im Hintergrund die Berge, davor ein paar Pferde auf der weide, die aus Neugier am Kofferraum schnuppern und dann wieder in aller Ruhe vor ich hin grasen. Man nennt das Harmonie und auch das kann der Ghost, wie auf einer Postkarte posieren.


570 PS sind eine profane Angelegenheit, zwölf Zylinder können einfach so vor sich hin arbeiten. Man kann in fünf Sekunden das Fenster öffnen und die Sonne herein lassen, während man aus dem Stand Tempo 100 erreicht oder man kann bei Tempo 250 im Fond sitzen und Wolken zählen. Wenn man dann aussteigt hat man die Summe wieder vergessen, beschließt bei der nächsten Fahrt dem Chauffeur einen freien Tag zu gönnen. Man nimmt dann das feine Volant in die Hände, zieht den Lenkradschalter nach unten und überlässt dem Ghost das Kommando. Geister finden ihren Weg. 

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