Bentley Flying Spur – Der heiße Sporn

Crewe/Hamburg 2019

Er fliegt mit 333 Sachen über die Autobahn und auf den hinteren Sitzen schaut man sich Need for Speed an. Der neue Spur komplettiert die Continental-Reihe. Erst der GT, dann das C und nun die Limousine. Wir haben ein paar Fakten plus Fotos.

Die Themen Digitalisierung, Vernetzung und Leistung standen ganz oben auf der Liste. Die Entwickler bei VW und Bentley durften aus dem Vollen schöpfen. Ein Baukasten steht zur Verfügung und dort bediente man sich. Der neue Panamera von Porsche, der Audi A8, der Conti GT und der GTC haben zugegriffen. Und nun natürlich auch der Flying Spur. 


Ein Beispiel: Die Hinterradlenkung. Ein feines Stück Technik, welches bei langsamer Fahrt aus der Kurve lenkt und damit vor allem beim Rangieren den Wagen einfach kürzt. Und bei schneller Kurvenfahrt lenkt das System in die Kurve hinein und damit rennt man mit mehr Traktion durch die Biegung. Wir haben das im Conti GT, im Panamera und im aktuellen 992 von Porsche erlebt. Es funktioniert prächtig.


Oder die Leistung. Mit der ersten Generation dauerte der Sprint bis 100 km/h noch quälend lange 4,6 Sekunden. Nun endet der Stammtisch-Sprint nach 3,8 Sekündchen. Ein Rennen mit dem Vorgänger wäre kaum der Rede wert. Auch der Top Speed hat eine neue Dimension erreicht. Vorher 325 km/h, ab sofort drei mal die Drei. Dass die fast 2,5 Tonnen Leergewicht nun acht km/h schneller sein können, hat mit 80 Newtonmeter mehr Drehmoment zu tun und mit der besseren Aerodynamik, die vor allem dank der neuen Front zustande kam. Die Luft wird einen Tick besser, cleverer geleitet. Und wo wir gerade bei der Front sind, das Fliegende B ist nun versenkbar, unter der Markenplakette auf der Haube. Ganz weit vorn natürlich, aber dem Diebstahlschutz geschuldet und irgendwie auch cooler. Schwups, weg ist das B. 


130 Millimeter mehr Radstand, der Passagier und seine Kniescheiben im Fonds sind erfreut ob des Zuwachses an Raum. Natürlich Leder, Holz, Aluminium, mit feiner Hand gebürstet. Dazu die Nähte, die Spaltmaße, alles passt, alles sitzt. Selbstverständlich hat der Dealer vor Ort die passenden Farben zur Hand, den Innenraum kann man einrichten, wie man will. Fast jedenfalls. Ganz weit vorn, der drehbare Monitor oben in der Mittelkonsole. Mit allen Infos zum Zustand des Wagens plus Sensorik an der Karosserie. Damit die Luftfederung sich selbst reguliert und die Klimaautomatik weiß, was den Mensch im Innersten bei Laune hält. 


Ein Dach hat der Spur natürlich auch und was für eines. Riesig, aus Glas, mit Verdunklung und einem vorderen Teil, den man per Knopf nach hinten schieben kann. Auf das die Sonne dem Chauffeur das Haupt bestrahle, während weiter hinten die Besatzung in den beiden Monitoren „Der gelbe Rolls-Royce“ betrachten kann. Es herrscht natürlich der Luxus in Maßen. Also keine First-Class-Bestuhlung á la Maybach oder Beduftung wie beim Kosmetik-Fachhandel kurz vor Feierabend. Dafür ist Stille. Zumindest verspricht das der Hersteller. Man hat weiter an der besten Dämmung gearbeitet. Und dabei die Steifigkeit der Karosse optimiert. In Grabes-Stille mit 250 durch die offene Kurve auf der A7? Kein Thema. In der Klasse eines Flying Spur aus Crewe verbieten sich Wind- oder Abroll-Geräusche. 420 Millimeter Bremsscheiben, damit der als Limousine getarnte Rennwagen einem McLaren gleich verzögert. Wir wollen das unbedingt testen.


War noch was? Ach ja, die Gänge sieben und acht sollen als Overdrive-Gänge ausgelegt sein, weshalb man beim Versuch den Wagen möglichst schnell auf 333 zu jagen, bitte die ersten Gänge volles Rohr ausdrehen sollte, also bis 6.000 Touren und dann dauert es vermutlich ein Weilchen, bis der Brite die magischen 333 km/h erreicht hat. 


Und noch was. Wir kennen das Getriebe, weil wir kürzlich den GT bewegen durften. Wunderbar. Schnell, Zugkraftunterbrechungen sind perdu und dann ist da noch eine Klappensteuerung, die bei der morgendlichen Startprozedur besser deaktiviert bleibt, weil man den Nachbarn als Freund noch ein wenig braucht, sonst könnte der vor lauter Zorn den geliehenen Aufsitz-Rasenmäher vorzeitig zurück fordern. 


Die technischen Daten laut Hersteller:


Motor: W12 Doppelturbo

Hubraum: 5.950 ccm

Leistung: 467 kW / 635 PS bei 5.000 bis 6.000 U/min

Drehmoment: 900 Nm bei 1.350 bis 4.500 U/min

Getriebe: 8-Gang DKG

Antrieb: Hinterräder (teilweise Allradantrieb)



Länge: 5.316 mm

Breite: : 1.978 mm

Höhe: 1.484 mm

Radstand: 3.194 mm

Wendekreis: 11.60 m

Kofferraum: 350 l

Leergewicht: 2.437 kg

Tank: 90 l


Fahrleistungen:

0-100 km/h: 3,8 s

Top Speed: 333 km/h


Verbrauch und CO2:

kombiniert: 12,3 l/100 km

CO2: 278 g/km



Fotos: Bentley




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